Schweiz

Seit den 60ger Jahren gibt es eine breite Kindergartenbewegung, die auf der Grundlage der Pädagogik Rudolf Steiners arbeitet. Immer wurde sie auch von vielen pädagogisch und heilpädagogisch Tätigen in den staatlichen Kindergärten praktiziert. In den 80ger Jahren erfuhr die Bewegung mit sehr vielen Neugründungen grosse Ausbreitung.

Heute existieren etwa 70 Rudolf Steiner Kindergärten mit meistens 1-2 Gruppen in den vier Landesteilen: der deutschen, französischen (Wallis), italienischen (Tessin) und rätoromanischen Schweiz. Dazu kommen etwa 40 Spielgruppen und 10-15 Kindertagesstätten und genauso viele Eltern-Kind-Gruppen.

Eine Vollzeit- und praxisorientierte, berufsbegleitende Ausbildung zur Kindergärtnerin war von 1977 an bis vor einigen Jahren in Bern und wurde jahrzehntelang von Elisabeth Moore-Haas geleitet. Sie verband von Anfang an die Internationale Zusammenarbeit mit der Schweiz durch ihre Mitarbeit in der IVW (Internationalen Vereinigung der Waldorfkindergärten), bzw. später der IASWECE.

Sowohl das Kindergartenseminar als auch die meisten Kindergärten waren und sind von privaten Kindergarten-, bzw. Schulvereinen getragen und werden selbständig von den Kindergärtnerinnen geführt. Die meisten Kindergärten waren immer schon ganz in die Schulen integriert.

Als vor etwa 20 Jahren grosse Reformen auf der staatlichen Kindergartenstufe eingeläutet wurden, begannen sich die Kindergärtnerinnen zusammen zu schliessen und gaben sich eine neue Organisationsstruktur.

Im Jahr 2000 wurde die

Koordinationsstelle Elementarpädagogik (KEp) gegründet: www.elementarpaedagogik.ch.   Heute, 2020, integriert in www.steinerschule.ch

Die Koordinationsstelle Elementarpädagogik (KEp) macht sich die Erfüllung der Anliegen der Steiner-Pädagogik in Bezug auf die Erziehung von Kindern im Vorschul- und ersten Schulalter (0 – etwa 8 Jahre) zur Aufgabe.

  • Die KEp trägt diese Anliegen in der Öffentlichkeit bei Eltern, Lehrkräften, Therapeuten, Medizinern und öffentlichen Institutionen im Vorschulbereich vor.
  • Die KEp versucht durch Kontaktnahme und Gespräche, offenen Austausch zu impulsieren, Verständnis zu vermitteln, Personen und Institutionen zu vernetzen und bestehende Institutionen zu stützen.
  • Die KEp nimmt bildungspolitische Entwicklungen im Umfeld der Vorschulzeit wahr und teilt sie den Lehrkräften des Vorschulbereichs der Steiner-Schulen, sowie der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) der Steiner-Schulen nach bestmöglichem Wissen mit.
  • Die KEp hilft, Brücken zwischen den verschiedenen Ansprechspartner*nnen der spezifischen Institutionen im Vorschulbereich (Tagesfamilien und Kindertagesstätten, Spielgruppen, Kindergärten und Horten) zu bauen, die Verantwortung tragen für die durch politische Hoheiten getrennten Bereiche von Betreuung und Bildung.
  • Daneben verfolgt sie das Ziel, aufklärerisch für ein Verständnis der Kindheit von der Geburt bis zum ersten Schulalter als Gesamtbildungsbereich zu wirken.
  • Die KEp setzt sich dafür ein, dass die Bedürfnisse der Kinder erkannt werden und die Kinder entsprechend Rechte und Achtung erhalten.
  • Die KEp impulsiert, begleitet und vernetzt Projekte und Konzepte, die der Weiterentwicklung im Vorschulbereich vor dem Hintergrund der Steiner-Pädagogik dienen.

In der KEp arbeiten in der Kommission der Koordinationsstelle (KoKEp) etwa 12 Frauen zusammen, die verschiedene Ressorts verantworten: Alle Regionen, die Ausbildungen, die internationale Zusammenarbeit sowie spezifisch Verantwortliche für den Frühbereich.

Themen, die in der KoKEp in Projekten sowie an Fachtagungen über längere Zeit bearbeitet werden, sind:

  • Früheinschulung/Gestaltung von Übergängen
  • Freies Spiel
  • Umgang mit Medien/Prävention
  • Sprachförderung
  • Beziehungskunde/ Prävention von Missbrauch

In der Zeit der Gründung der KEp wurde der Ruf nach familienergänzenden Betreuungsformen neben dem Angebot von Kindergärten in der Gesellschaft lauter.

Das brachte mit sich, dass neben dem Rudolf Steiner Kindergartenseminar in Bern an der Akademie für anthroposophische Pädagogik in Dornach zusätzlich eine berufsbegleitende Ausbildung zur Kindergärtnerin und Spielgruppenleiterin, sowie Weiterbildungsmöglichkeiten für Tagesmütter und Mitarbeiterinnen von Kindertagesstätten aufgebaut wurden.

Auch die Ausbildung zur „Erziehungsbegleiterin frühe Kindheit“ nahm zu der Zeit ihren Anfang. Seit 2019 wurde eine zusätzliche Ausbildung zur Eltern-Kind-Gruppenleiter*in begründet.

Grosse Veränderungen folgten über mehrere Jahre, die nach 10 Jahren das >Konzept „Elementarstufe“, als Grundlage für den gesamten Entwicklungsbereich von der Geburt bis zum Ende des 8. Lebensjahrs hervorbrachten.

Die Elementarstufe ist heute fast flächendeckend integrierter Bestandteil der Rudolf Steiner Schulen: www.steinerschule.ch

Ermöglicht wird die Elementarstufe durch die Zusammenarbeit von allen in dem Entwicklungsraum unterrichtenden Lehrpersonen, dem Förder- und Therapiekreis, den Eltern, sowie der Schulärztin/dem Schularzt.

In der Elementarstufe fliesst mit dem schulischen Leitbild der 1. und 2. Klasse das zusammen, was von der KoKEp und der Arbeitsgemeinschaft der Rudolf Steiner Schulen Schweiz als Leitbild für den Vorschulbereich umschrieben wird.

Die Elementarstufe bildet einen kindlichen Erfahrungsraum, der sich in altersübergreifendes Spielen und altersentsprechendes Lernen gliedert. Während der ersten sieben Jahre wird in der Elementarstufe den körperlichen und sinnlichen Reifeprozessen viel Aufmerksamkeit geschenkt, damit geistig-intellektuelle und seelisch-emotionale Kompetenzen auf einem gesunden Fundament aufbauen können. In der Elementarstufe wird das freie Spiel des Kindes als kreative und soziale Lernerfahrung hoch gewichtet.

Der Übergang vom Kindergarten in den schulischen Lernzeitraum wird in der Elementarstufe als Übertritt mit räumlicher Trennung gestaltet. Er findet statt mit erreichter Schulreife, in der Regel im 7. Lebensjahr. Über diesen Reifegrad, sowie weitere Modalitäten des Übertritts wird in Absprache mit allen oben genannten an der Erziehung und Bildung Beteiligten entschieden. An diesem Entwicklungspunkt setzt das Aufnahmeverfahren der Schule ein.

Mit der bewussten Einführung der Kulturtechniken Rechnen, Schreiben und Lesen wird gezielt erst nach dem Übertritt des Kindes in den schulischen Lernzeitraum der Elementarstufe begonnen.

Zur Elementarstufe gehören:

Eltern-Kind-Gruppen

Diese sind für Kinder ab etwa ½ jährig bis zum Spielgruppenalter (3 Jahre). In diesen Gruppen haben Väter und Mütter die Möglichkeit zu gemeinsamem Austausch und Tun mit anderen Eltern und einer Erzieherin und um Anregung für das Spiel der Kinder und den Erziehungsalltag zu erhalten, während die Kinder von der Erzieherin im Spiel begleitet und betreut werden.

Spielgruppen

Hier wird Kindern im Alter zwischen etwa 2 ½ und 4 Jahren die Möglichkeit gegeben, ein-, zwei- oder dreimal pro Woche für etwa drei bis vier Stunden in kleinen Gruppen von etwa 6-10 Kindern ihre ersten sozialen ausserfamiliären Kontakte zu knüpfen. In einer geborgenen, einfühlsamen Atmosphäre können sich die Kinder ihrer Spielfreude hingeben und finden Ruhe jenseits der Hektik, die der Alltag oftmals fordert.

Kindergärten

Im Kindergarten sind die Kinder in der Regel zwischen 4 bis 7 Jahre alt. Die Gruppengrösse schwankt zwischen etwa 12-24 Kindern. Er findet in Blockzeiten am Morgen 4 Stunden plus für die schulreif werdenden Kinder hier und da an einem Nachmittag statt. Örtlich gibt es ergänzende Mittagstischangebote.

Tagesbetreuungs-Angebote

Kindertagesstätten beziehen das Kleinkind- sowie das Spielgruppen- und Kindergartenalter in ihre soziale Struktur ein. Die Angebote variieren von erweiterten Öffnungszeiten mit Mittagstisch, Randzeitenbetreuung bis zu Ganztagesbetreuung. Durch die gemeinsame Erziehung der verschiedenen Altersstufen werden unterschiedliche Fähigkeiten wie Toleranz, Rücksichtnahme, Helfen und Unterstützen entwickelt. In der altersgemischten Gruppe erleben die Kinder Gemeinschaft als ein Element, das soziale Kompetenzen üben lässt und Verhaltensorientierung ermöglicht.

1. und 2. Klasse mit bewegtem Unterricht

Spezifisch für die Rudolf Steiner Schulen in der Schweiz ist, dass sie für alle Menschen zugänglich sein sollen, aber ganz privat finanziert werden ohne staatliche finanzielle Zuschüsse.

Zusammenarbeit

Seit die Elementarstufe (0-9jährig) integriertes Konzept der Rudolf Steiner Schulen in der Schweiz ist, arbeiten die Kollegen und Kolleginnen an den Schulen zusammen in den wöchentlichen Konferenzen, sowie in zusätzlich regelmässigen Elementarstufenkonferenzen.

Einmal pro Jahr veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft der Rudolf Steiner Schulen zusammen mit der Akademie für anthroposophische Pädagogik in Dornach die gesamtschweizerischen Weiterbildungstage für sämtliche Lehrpersonen.

Innerhalb der KoKEp veranstalten wir einmal pro Jahr eine Fachtagung, die von der IASWECE bewegte Themen oder auch sonstige Themen zur Vertiefung zum Anlass nimmt. In den verschiedenen Regionen finden regelmässige Austauschtreffen zur Begegnung und pädagogischen Vertiefung mit Eltern-Kind-Gruppenleiterinnen, Spielgruppenleiterinnen, Kindertagesstättenleiter*innen und Kindergärtnerinnen statt.

Ausbildungen

  1. Institut Elementarpädagogik: Angebote für Aus- und Weiterbildung im Frühbereich, elementarpaedagogik.ch
  2. Akademie für anthroposophische Pädagogik: Ausbildung zur Kindergärtnerin, zum Kindergärtner, afap.ch
  3. Begleitkunst – Ausbildung zur Begleitung von Eltern-Kind-Gruppen,

www.institut-elementarpaedagogik.ch, m.ecknauer@institut-elementarpaedagogik.ch

Kontaktpersonen

Für die Koordination: marianne.tschan@steinerschule.ch (seit 2019)

Für das Council: jacqueline.walter6@bluewin.ch


Slowenien

Waldorferziehung in Slowenien gibt es jetzt seit 25 Jahren. Sie ist gesellschaftlich gut akzeptiert, hat einen guten Ruf, es gibt eine ständige Zusammenarbeit mit anderen pädagogischen Institutionen, mit dem Erziehungsministerium und den Gemeindeverwaltungen. Es gibt zurzeit 15 Waldorfkindergärten, 4 Waldorfschulen mit Unterstufe und eine Schule mit Oberstufe. Die meisten Einrichtungen sind Mitglied in der Landesassoziation. Das Interesse an der Waldorfpädagogik wächst ständig, vor allen Dingen in Ljubljana und Žalec, einer kleinen Stadt 70 km von der Hauptstadt.

Damit sich die Waldorfkindergärten und -Schulen in Slowenien weiter entwickeln, organisiert die Waldorf Landesvereinigung Ausbildungskurse für Lehrer und Erzieher. Zurzeit studieren in diesen dreijährigen Teilzeitkursen, die an Wochenenden stattfinden, 85 Studenten. Die Dozenten kommen aus Slowenien und aus vielen anderen europäischen Ländern (Norwegen, Dänemark, England, Holland, Österreich und Deutschland). Um mehr Kinder in die Schulen und Kindergärten aufnehmen zu können ist  es sehr wichtig dass genügend Menschen diese Ausbildung erfolgreich abschließen. Wir arbeiten mit dem Ausbildungszentrum in Zagreb/Kroatien zusammen, was bedeutet, dass wir gelegentlich gemeinsame Veranstaltungen durchführen, teilweise dieselben Dozenten haben und Erfahrungen austauschen.

Eine weitere wichtige Aufgabe der Landesvereinigung ist die Qualitätspflege mit Mentoring in neu eingerichteten Schulen und Kooperation.

Als Teil unserer Öffentlichkeitsarbeit haben wir im April 2015 einen  internationalen Erziehungskongress veranstaltet und eine Wanderausstellung mit Werken der Schüler der Waldorfschule Ljubljana, die in verschiedenen Städten des Landes und auch in Luxemburg zu sehen war.

Zavod za razvoj waldorfskih šol in vrtcev – zveza, Slovenia

Association for the Development of Waldorf Schools and Kindergartens


Ungarn

Die Waldorfkindergärten und –Schulen sind nach den Staatsschulen die zweitgrößte pädagogische Bewegung in Ungarn. Die Waldorfpädagogik ist die einzige Reformpädagogik, die sich in den letzten zwanzig Jahren durch ein Landesnetzwerk, eine Lehrer und Erzieherausbildung sowie durch die Einrichtung von pädagogischer Beratung etabliert hat. Zurzeit gibt es 49 Waldorfkindergärten, in denen 1356 Kinder betreut werden und 32 Schulen mit 4580 Kindern. Jedes Jahr entscheiden sich mehr und mehr Familien für die Waldorfpädagogik.

Zusammenarbeit. 1997 wurde die Waldorf Assoziation in Ungarn als gemeinnütziger Verein gegründet, in dem  Kindergärten, Schulen und Seminare Mitglied sind. Der Verein ist zuständig für Qualitätsentwicklung und für pädagogische Beratung und hat in den letzten Jahren sowohl das Schul- als auch das Kindergartenkurrikulum neu  überarbeitet. Die Zahl der Mitglieder und der Aufgaben ist steigend.

Innerhalb der Assoziation gibt es eine „Kindergarten Versammlung“, die aus Vertreterinnen und Vertretern der einzelnen Kindergärten gebildet wird. Ihre Aufgabe ist:

    • Entscheidungen treffen bezüglich der Anerkennung von Waldorfkindergärten und Anträge neuer Initiativen bearbeiten
    • Regeln für die Qualität der pädagogischen Arbeit in den Kindergärten entwickeln.
    • Fall nötig, das Waldorfkindergartenkurrikulum weiterentwickeln.
    • Die Beitragssätze der Kindergärten festsetzen.

Ausbildung: In Ungarn gibt es zwei anerkannte Ausbildungszentren. Eines davon bietet eine dreijährige Teilzeitausbildung an, in dem anderen, das erst vor kurzem eröffnet wurde, kann man eine dreijährige Vollzeitausbildung machen.

Ein Blick zurück. Zwischen den beiden Weltkriegen entstanden mit Hilfe von Dr. Maria Göllner  in Ungarn zwischen 1926 und 1933 die ersten Waldorfkindergärten und –Schulen. Nach dem Ende des kommunistischen Regimes wurden 1989 die ersten Waldorfkindergärten durch Initiativen aus der Zivilgesellschaft als staatliche Einrichtungen wiederbegründet.

Geburt bis drei. Es gibt noch keine anerkannte Waldorfkrippe, aber es gibt eine wachsende Anzahl von Kleinkindgruppen in den Kindergärten, in denen Kinder von 2 bis 3 Jahren betreut werden. Bei den Landestreffen der letzten Jahre wurden Arbeitsgruppen zu diesem Thema angeboten und es gab an verschiedenen Orten Fortbildungsveranstaltungen. Bisher gibt es noch keine Ausbildung für die Arbeit mit dem Kind von der Geburt bis drei.

Joli Kiss, Waldorferzieherin und Dozentin, Mitglied im IASWECE Council

Internetseite der Waldorfassoziation in Ungarn Ausbildungen für Waldorferziehung in Ungarn


Irland

Es gibt 14 Kindergärten, die ordentliche Mitlieder in der „Steiner Kindergarten Vereinigung in Irland“ (ISKA) sind. Drei von ihnen sind an staatlich anerkannte Waldorfschulen angeschlossen. Viele der Kindergärten haben Kleinkindgruppen und/oder Eltern-Kind Gruppen. Zusätzlich zu den Kindergärten gibt es zwei offiziell anerkannte Eltern-Kind Gruppen.

ISKA ist eine staatlich unterstützte Vereinigung, die 1992 gegründet wurde, um  Pädagogen und Eltern bei der Entwicklung der Waldorfkindergärten in Irland zu unterstützen. Heute kann man sagen, dass die Waldorfbewegung in Irland aus dem Jugendalter ins erste Erwachsenenalter übergegangen ist. Sie findet jetzt ihren eigenen Weg in der irischen Erziehungslandschaft, sie wächst und gewinnt an Reife.

In Irland wie in einigen anderen Ländern auch, hat man in Bezug auf die ersten sechs Lebensjahre in letzter Zeit einen pädagogischen Ansatz entwickelt, der mehr vom Kind ausgeht. In vielen Einrichtungen versucht man, oft in noch sehr unvollkommener Weise, das von den Kindern selbst initiierte Spiel mit einzubeziehen und führt das formale Lernen etwas später ein. Im Kontext dieser im öffentlichen Diskurs entwickelten Perspektiven kann die Steiner Pädagogik ihre reichen Erfahrungen einbringen und kann eine größere Rolle spielen.

Hand in Hand mit dieser Neuentdeckung der frühen Kindheit kommen die Vor- und Nachteile der öffentlichen Finanzierung und des Qualitäts-Managements. Öffentliche Gelder für neue Initiativen, gibt es nur wenn Erzieherinnen und Eltern den bürokratischen Aufwand erledigen. Viele Kindergärten mussten daher Menschen für Büroarbeit und Verwaltung anstellen. Qualitätskontrollen durch verschiedene Behörden und zwei Regelwerke, die sogenannten „Rahmenbedingungen für Qualität in der Erziehung  von der Geburt bis sechs Jahren“, gehören zum Alltag der Erzieherinnen. Es erübrigt sich hinzuzufügen, dass dies eine zusätzliche Arbeitsbelastung für die Erziehrinnen darstellt,  die ohnehin schon viele unbezahlte Überstunden leisten.

Hinzukommt, dass der Staat jetzt drei Waldorfschulen offizielle anerkennt und vollständig finanziert. Die Kindergärten an diesen Schulen werden von ISKA unterstützt. Einerseits ist dies ein wichtiger Schritt, anderseits erfordert es eine intensive Arbeit an den Lehrplänen.

Ausbildung. Die ISKA bietet eine Ausbildung in Waldorferziehung an, die von Ulrike Farnleitner betreut wird. Es handelt sich um eine Teilzeitausbildung, deren erstes Jahr eine Einführung in die Anthroposophie bietet und einen Schwerpunkt setzt auf ganzheitliche  Persönlichkeitsentwicklung. Im zweiten und dritten Jahr können sich die Studentinnen und Studenten dann auf die Waldorferziehung in den ersten sieben Lebensjahren spezialisieren. In letzter Zeit ist das Interesse an der ISKA Ausbildung sowohl auf Landesebene als auch international gewachsen.

Sinead Duignan und Thérèse Perrot, Koordinatorinnen der „Steiner-Kindergarten Vereinigung in Irland“ (ISKA)

BLATHU newsletter January 2021 

Internetseite der Steiner- Kindergartenvereinigung in Irland


Israel

Über hundert Kindergartengruppen arbeiten in Israel gemäß den Ideen und Prinzipien der Waldorfpädagogik. Die Größe der Gruppen ist variabel, sie sind über das ganze Land verstreut. Die meisten sind in Städten zu finden, doch gibt es auch viele in ländlichen Gegenden. In den meisten Gruppen wird hebräisch gesprochen, in einigen  wenigen Arabisch und es gibt auch zweisprachige Gruppen. Die rechtliche Stellung der Kindergärten ist sehr unterschiedlich: Es gibt viele Gruppen in privater Trägerschaft, einige werden teilweise vom Staat unterstützt und andere sind vom Staat anerkannt und werden zu 100% durch die öffentliche Hand finanziert.

Außerdem gibt es über zwanzig Schulen in verschiedenen Entwicklungsstadien. Einige davon haben Parallelklassen und sechs Schulen haben eine Oberstufe. Die meisten sind staatlich anerkannt.

Zusammenarbeit. Es finden mindestens zwei Tagungen für Waldorferzieherinnen und -Erzieher pro Jahr statt.

Ein Blick zurück: Der erste Kindergarten hat 1985 seine Arbeit begonnen, viele andere wurden unmittelbar danach gegründet. 1989 wurde eine erste Klasse in einer Waldorfschule aufgemacht. Die erste Oberstufenklasse folgte im Jahr 1997. Das Wachstum der Waldorfbewegung in Israel ist ziemlich dynamisch.


Geburt bis drei. Es gibt viele Gruppen, die gute pädagogische Standards haben. Aber da fast alle privat betrieben werden, ist die Situation sehr fluktuierend. In der Waldorferzieherausbildung wird auch die Arbeit mit dem Kleinkind berücksichtigt, aber es gibt noch viel zu tun: wir brauchen spezifische Kurse, um auf die Arbeit mit dem Kleinkind vorzubereiten, in den Ausbildungen müsste mehr Gewicht auf diese Altersgruppe gelegt werden, Fortbildungen müssten organsiert werden.

Ausbildung. Es gibt mehrere Ausbildungskurse für Steiner/Waldorfpädagogik im ganzen Land. Es handelt sich ausschließlich um berufsbegleitende Ausbildungen. Es gibt nur einen Kurs, der speziell eine Ausbildung für Erzieherinnen und Erzieher in Waldorfkindergärten und -Krippen anbietet.

Aktuelle Anliegen. Es gibt fortlaufende Gespräche mit dem Erziehungsministerium, aber niemand kann sagen, wie sich die rechtliche Situation der Einrichtungen weiter entwickeln wird. Es gibt auch viel zu tun, um die Qualität der Ausbildungskurse zu verbessern und um mehr Fortbildungen anzubieten.

Stefanie Allon, Waldorferzieherin und Dozentin, Gründerin des ersten Waldorfkindergartens in Israel. Mitglied im IASWECE Council.