Nepal

Am Ende der 90iger Jahre wurde mit Hilfe von Meyrav Mor aus Israel der erste Waldorfkindergarten in Nepal gegründet, der unter dem Namen Bal Mandir bekannt geworden ist. Meyrav hat dann Anfang 2000 auch die Tashi Waldorfschule gegründet, an die auch ein Kindergarten angeschlossen ist.

Ungefähr gleichzeitig wurde im Norden von Katmandu die Shanti Schule gegründet (zwei Kindergärten und eine Grundschule), -eine Einrichtung mit Waldorfelementen, die ein Teil einer größeren Initiative ist, die von der Shanti – Leprahilfe aus Deutschland getragen wird. 

Ein neuer Waldorfkindergarten namens Ankuran und eine kleine Schule, die bis zur zweiten Klasse geht, hat in den letzten Jahren in Khahara im Süden von Katmandu die Arbeit aufgenommen. Sie ist ein Teil der Kevin Rohan Memorial Eco Foundation (KRMEF). Im Norden, in der zweitgrößten Stadt des Landes, Pokhara, wurde 2014 von Ritman Gurung, Bishnu Shechen und anderen ein Kindergarten mit Waldorfelementen namens „Maitreya Pathshala“ gegründet.

Ausbildung. Jährlich werden zwei Ausbildungskurse durchgeführt: Ein Einführungskurs, der von der Nepalesin Sarita Sanghai geleitet wird und ein Kurs für Fortgeschritten mit einer erfahrenen Erzieherin aus dem Ausland, die von IASWECE empfohlen wird. Außerdem gibt es Kurse für Waldorflehrer mit Michal Ben Shalom (Israel) und Van James, die von den „Freunden der Erziehungskunst“ aus Berlin unterstützt werden. Auch Privatbesuche von Waldorfpädagogen geben uns Gelegenheit zur Fortbildung und erschließen Inspirationsquellen.

Die Fortgeschrittenenkurse finden in Katmandu statt, die Einführungskurse in verschiedenen Städten des ganzen Landes, wie zum Beispiel in Pokhara und Jomsom. Wir haben die Absicht, noch mehr Einführungskurse dieser Art anzubieten. Die Nachfrage ist groß, alle Kurse sind in der Regel überbelegt.

 
Die aktuelle Situation. Alle Steiner-Waldorfinitiativen wurden von den Erdbeben im April und Mai 2015 beeinträchtigt. Entweder wurden Gebäude zerstört (Shanti) oder beschädigt (Tashi), oder die Unterstützung wurde plötzlich eingestellt. Die Situation wurde noch durch eine inoffizielle 4 Monate dauernde Wirtschaftsblockade seitens des Nachbarn Indien verschärft.

Trotz dieser schweren Rückschläge haben alle Pädagogen der Waldorfinitiativen zusammengearbeitet, um das Leben der Kinder in den Flüchtlingslagern zu erleichtern. Die Tashi Waldorfschule hat sogar 35 Kindern aus den ärmsten Familien der ärmsten Flüchtlingslager in Katmandu einen kostenlosen Schulbesuch ermöglicht. Eine echte soziale Tat!

Alle Einrichtungen sind von Spenden und regelmäßiger Unterstützung abhängig, da  für einen großen Teil der Schüler seitens ihrer Familien kein Schulgeld gezahlt werden kann. Bespiel: In der Tashi- Schule beträgt das monatliche Schulgeld 4000 Nrs (38 $). Die wirtschaftlich besser gestellten Eltern können 100 Nrs (1 $) bezahlen. In der Schule bekommen die Kinder hierfür nicht nur Unterricht sondern auch zwei gesunde Imbisse und ein Mittagessen – oft ihre einzigen Mahlzeiten während des Tages.

Finanzielle Unterstützung sowie Aus-  und Fortbildung für die Pädagogen ist das, was die Waldorfbewegung in Nepal am dringendsten nötig hat.

Pädagogische Anliegen.  Jede Schule, die in Nepal eine neue, alternative Erziehungsweise einführen möchte, kommt in eine unvermeidliche Auseinandersetzung mit den Traditionalisten, die das Altbekannte und -bewährte trotz seiner offensichtlichen Nachteile beibehalten möchte. Diese Angst vor Veränderung lebt in vielen Menschen, daher begegnet man den Ideen der Steiner/Waldorfpädagogik zunächst Misstrauen und Widerstand. Starke Individualitäten sind nötig, die bereit sind, ihre „Komfortzone“ zu verlassen damit etwas so radikal Neues wie die Waldorferziehung tatsächlich realisiert werden kann.

Sarita Sanghai, eine gebürtige Nepalesin, ist Waldorferzieherin und lebt in Indien. Mehrmals im Jahr fährt sie nach Nepal um dort die Entwicklung der Waldorferziehung zu fördern,  vor allen Dingen durch Leitung von Kursen und Workshops, die von IASWECE unterstützt werden.